Regio-Saatgut

Was ist eigentlich Gebietseigenes Saatgut?

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Gebietseigenes Saatgut

Gebietseigenes Saatgut ist Saatgut von Wildblumen und -kräutern, welches ursprünglich aus einer bestimmten Region bzw. einem bestimmten Gebiet in Deutschland stammt und somit gebietseigen ist. Um als gebietseigen zu gelten, muss sich eine Pflanze über einen langen Zeitraum hinweg in einem bestimmten Gebiet weitervermehrt haben. Außerdem ist bei gebietseigener Herkunft eine genetische Unterscheidung gegenüber der gleichen Art in einem anderen Gebiet möglich, da über die Generationen hinweg eine Anpassung an die lokalen Gegebenheiten stattgefunden hat.

Durch die Verwendung von gebietseigenem Saatgut wird ausgeschlossen, dass Arten ausgesät werden, die natürlicherweise nicht in dieser Region vorkommen würden. Dadurch kann dann auch die weitere Ausbreitung von nichtheimischen Arten (sog. Neophyten) verhindert werden. Die Nutzung von gebietseigenem Saatgut dient somit dem allgemeinen Artenschutz, dem Erhalt und Schutz des natürlichen Artenvorkommens einer bestimmten Region und der Biodiversität. Gebietseigenes Saatgut kommt zum Beispiel bei der Neuanlage von Biotopen oder Dach- und Straßenbegrünungen zum Einsatz.

In Deutschland darf in der freien Natur (Land- und Forstwirtschaft ausgeschlossen) seit März 2020 ausschließlich nur noch gebietseigenes Saatgut ausgesät werden.

Bei Gebietseigenem Saatgut ist generell eine Unterscheidung zwischen lokalem und regionalem Saatgut notwendig.

Lokales Saatgut

Die Gewinnung von lokalem Saatgut erfolgt durch die Ernte mehrerer geeigneter Spenderflächen mit Hilfe von speziellen Verfahren wie z. B. die Druschgutübertragung. Das geerntete Saatgut wird dann direkt auf der zu begrünenden Zielfläche ausgebracht. Geeignete Spenderflächen sind räumlich nicht weit von der späteren Zielfläche entfernt und sollten eine für die Zielfläche passende Artenzusammensetzung gewährleisten. Lokales Saatgut sollte vor allem für die Begrünung von höherwertigen Flächen genutzt werden, z. B. Maßnahmen zur Renaturisierung.

Als Entscheidungshilfe, ob Saatgut als „lokal“ gilt, kann die Unterteilung Deutschlands in 502 „natürliche Haupteinheiten“ nach Meynen & Schmithüsen, 1953-1962 verwendet werden.

Regionales Saatgut

Für die kommerzielle Produktion von Regiosaatgut wurde Deutschland in 22 verschiedene Ursprungsgebiete eingeteilt. Um regionales Saatgut zu produzieren, muss das Ausgangsmaterial der zu vermehrenden Pflanze zunächst im jeweiligen geeigneten Ursprungsgebiet händisch gesammelt werden, beispielsweise in einem Naturschutzgebiet. Im Anschluss wird das gesammelte Saatgut über maximal 5 Generationen hinweg angebaut und vermehrt.

Aus dem geernteten Saatgut verschiedener Arten werden dann unterschiedliche Mischungen für die verschiedenen Ursprungsgebiete Deutschlands zusammengestellt.

Um sicher zu gehen, dass es sich um Saatgut mit regionaler Herkunft handelt, sollte auf die Zertifizierung des Saatguts geachtet werden. In Deutschland gibt es aktuell zwei verschiedene Systeme zur Zertifizierung von Regiosaatgut: VWW-Regiosaaten® und RegioZert®. Diese beiden Systeme gewährleisten, dass es sich bei dem verkauften Saatgut um Gebietseigenes Saatgut handeln.