Saatgut Landwirtschaft 2022/2023

! 108 Fazit Untersaaten in Getreide und Mais sind in vielen Betrieben eine bereits seit Jahren etablierte Praxis, um verschiedene pflanzenbauliche Herausforderungen gezielt zu lösen. Im Zuge des European Green Deal, der Farm-to-Fork-Strategie und der neuen GAP nimmt die Agrarwende Gestalt an. Pflanzenbaulich findet dies in der Suche nach betriebsindividuellen Ackerbaustrategien ihren Niederschlag. Dabei rücken Untersaaten noch viel stärker als bisher bei einer breiten Basis aller Betriebe in den Fokus. An vielen pflanzenbaulichen Schnittstellen helfen Untersaaten bei der Ausarbeitung und Umsetzung von betriebsindividuellen Ackerbaustrategien. Sie empfehlen sich besonders für Betriebe, welche... … die Bereitschaft zu geringen Ertragseinbußen bei der Deckfrucht, aber deutlichen Ertragsvorteilen der Folgefrucht mitbringen. … als Ackerfutterbaubetriebe vor allem in Trockenjahren auf der Suche nach zusätzlichen Grundfutterquellen sind. … als ökologisch oder regenerativ wirtschaftende Betriebe, neue Nährstoffquellen und Potential zum Humusaufbau erschließen wollen, besonders wenn keine organischen Wirtschaftsdünger aus der Tierhaltung zur Verfügung stehen. … als konventionell wirtschaftende Betriebe mit Flächen in Naturschutzgebieten nach alternativen, pflanzenbaulichen Wegen hin zu weniger chemischem Pflanzenschutz und mineralischer Düngung suchen. … als Futterbaubetriebe mit Flächen in roten Gebieten ihre Düngung weiter einschränken müssen. Saattechnik Untersaaten im Mais lassen sich über verschiedene Wege etablieren. Schlagkräftig und kostengünstig lässt sich die Aussaat als Streusaat mittels pneumatischem Dünger- oder auch normalem Schneckenkornstreuer organisieren. Diese Verfahren eignen sich vor allem für konkurrenzstarke Untersaaten mit rascher Etablierung und Massebildung im Anfang wie bei Deutschem oderWelschem Weidelgras. Ebenfalls möglich ist die Saatgutausbringung über Gülle bzw. Gärrest in den stehenden Maisbestand. Bei Schleppschlauchtechnik lässt sich dies bis zu maximalen Wuchshöhen des Maises von 30 bis 40 cm realisieren. Die Gülle- bzw. Gärrestsaat empfiehlt sich ebenfalls nur bei schnellkeimenden, konkurrenzstarken Grasuntersaaten. Die exakteste Art und Weise der UntersaatAusbringung ist die klassische Drillsaat. Aufgesattelt auf den Maisleger oder in einer zweiten Überfahrt wird hierbei die Untersaat in den Saatreihenzwischenraum des Maises gesät. Diese Form der Aussaat bietet sich bei langsamer keimenden Grasarten mit verhaltener Jugendentwicklung wie Knaulgras oder Rot- oder Schafschwingel an. Rotschwingel-Untersaaten inMais Diese haben sich besonders in niederschlagsreichen Mittelgebirgsregionen etabliert. Die Anlage der Untersaat funktioniert am besten mittels einer auf die Maisdrille aufgesattelte, pneumatische Grassämaschine, die Saatgut über Schläuche zwischen den Maisreihen ablegt. Durch Einhalten eines Abstandes von 20 cm zu den Maisreihen lässt sich später, wenn der Rotschwingel sicher etabliert ist, Konkurrenzdruck zum Mais erfolgreich vermeiden. Pflanzenschutz Grundsätzlich sollten Mais-Untersaaten nur auf Flächen mit nicht zu hohem Unkrautdruck angelegt werden. Bodenherbizide können mit 30 bis 50 % der Aufwandmenge inmindestens 6-wöchigem Abstand zur Etablierung der Untersaat appliziert werden. Bei Blattherbiziden ist ein mindestens 2-wöchiger Abstand zur Untersaatausbringung einzuhalten, dann sind auch volle Aufwandmengen möglich. Insgesamt hängt die Verträglichkeit der Herbizide stark von den Bodenhumusgehalten ab. Je größer die Humusgehalte sind, umso höhere Aufwandmengen der Herbizide sind möglich. Die mechanische Unkrautbekämpfung anstelle der 2. Herbizidmaßnahme ist bei Untersaaten im Mais der gut bewährte Standard.

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